Für uns ist das unvorstellbar: Harmlose Krankheiten und banale Infektionen, die bei uns mit wenigen Tabletten heilbar sind, bedeuten für die Menschen auf der anderen Seite der Welt oft das Todesurteil. Sie haben kein Geld, um sich Medikamente kaufen zu können. Und oft können wir Ihnen mit wenigen Euros das Leben retten! Oft kam aber auch jede Hilfe zu spät!

 

Ich möchte nun von einigen traurigen Beispielen aus der Klinik in Nairobi erzählen, die einmal mehr zeigen, wie wichtig die Arbeit von FOUSA ist. Diese Beispiele sind wenige von tausenden erschütternden Geschichten, die sich jedes Jahr in dieser Klinik abspielen, und zwar nur deswegen, weil all diese Menschen zu spät medizinische Hilfe bekommen, zu weit weg von einer Klinik leben und zu wenig Geld für eine Behandlung haben…


Die Geschichte von Maria: Fast genesen, und trotzdem verließ sie die Klinik nicht lebend.

Die 21-jährige Maria wurde eines Nachts halb im Koma liegend auf unsere Station eingeliefert. Sie war eine von 90 Patienten, die wir zu zweit in dieser Nacht aufnahmen. Bei der Untersuchung war schnell klar: Maria hatte Meningitis – Hirnhautentzündung, eine Erkrankung die dort sehr, sehr häufig ist. Wie alle Patienten, kam auch Maria erst in die Klinik, als die Erkrankung schon weit fortgeschritten war, und wie fast alle Patient war ihr Zustand lebensbedrohlich. Wir begannen nach Entnahme von Hirnwasser sofort mit der Antibiotika-Therapie. Gott sei Dank schlug diese an und Maria wurde schon nach einem Tag wieder wacher, konnte nach wenigen Tagen wieder essen und trinken und schien wieder völlig zu genesen. Sie war eine von den Patientinnen, die nicht auf dem Boden liegen musste, sondern sich mit einer anderen Frau ein Bett teilen durfte. Doch diese Tatsache wurde ihr zum Verhängnis: Als wir an ihrem Entlassungstag auf die Station kamen, lag Maria in tiefem Koma am Boden neben ihrem Bett. Sie war nachts aus dem Bett auf den Steinboden gefallen und hatte sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen… eine aussichtslose Situation in dieser Klinik in Kenia! Bei uns zu Hause wäre die Sache klar gewesen: Computertomogramm vom Kopf, Einweisung und Behandlung in der Neurochirurgie… – doch in dieser Klinik gab es kein Computertomogramm, auch kein Geld für die Behandlung in der Neurochirurgie. So starb Maria einen Tag später – mit 21 Jahren…


Elisabeth war 16 Jahre, das ein und alles ihrer Mutter. Doch es brauchte zu lange, um genug Geld für die Klinikbehandlung von Elisabeth zusammenzubekommen.

Die 16-jährige Elisabeth litt an einer angeborenen Bluterkrankung, die sogenannte Sichelzellanämie. Trotzdem war sie ein sehr fröhliches und aufgewecktes Mädchen, kümmerte sich um ihre allein stehende Mutter und ihren kleinen Bruder.

Sie wurde an einem Montagabend von ihrer Mutter in einer schweren Krise auf unsere Station gebracht. Während einer solchen Krise kommt es, wenn man nicht rechtzeitig behandelt, zu schweren Infarkten aller möglichen Organe des Körpers. Elisabeth wand sich vor Schmerzen, als sie auf unsere Station kam. Sie hätte sofort auf eine Intensivstation verlegt werden müssen, doch diese war überfüllt und sowieso für die Mutter nicht bezahlbar. So versuchten wir, alles Menschenmögliche mit unseren begrenzten Mitteln für Elisabeth zu tun. Als die Krankenschwestern merkten, wie sehr wir uns um das Leben von Elisabeth einsetzten, begannen auch sie, engagiert um das Leben diese Mädchen zu kämpfen. Sie besorgten die notwendigen Medikamente von der Intensivstation, Spritzen, Infusionen und all die Dinge, die wir auf unserer armselig ausgestatteten Station nicht hatten. Nachts um 4 Uhr nach einem 8-stündigen Kampf um das Leben von Elisabeth war sie wieder stabil, und der Arzt von der Intensivstation versprach uns, sie zu übernehmen, „sobald wieder jemand gestorben sei“. So gingen wir erschöpft, aber mit dem Gefühl, wirklich geholfen zu haben, für wenige Stunden schlafen. Die Schwestern versprachen, uns zu wecken sobald es Elisabeth wieder schlechter gehen sollte.

Am nächsten Morgen kamen wir guten Mutes auf die Station. Elisabeth war nicht mehr dort und für uns war klar, dass sie nun auf der Intensivstation lag. Doch dort fanden wir sie nicht. Stattdessen lag sie in dem „Zwischenraum“ unserer Station, ein Raum, der sich täglich mit 10 bis 20 Verstorbenen füllte, neben ihr ihre völlig verzweifelte Mutter… wie wir später erfuhren, war es ihr kurz nachdem wir die Klinik verlassen hatten, wieder schlechter gegangen… doch niemand hatte uns informiert.

 

Es gibt aber auch einige schöne Beispiele, bei denen die Hilfe gerade noch rechtzeitig kam


Müni und die Fehldiagnose

Sie fühlte sich schon seit längerer Zeit sehr krank, hatte Fieber und Beschwerden in der Lunge. Deswegen nahm sie den langen Weg zum Krankenhaus (acht Kilometer Fussweg zur Mainroad und dann 1,5 Stunden Matatufahren) auf sich und besuchte einen Arzt. Dieser diagnostizierte Malaria und Typhus und verschrieb ihr Medikamente dagegen. Das Geld für den Arzt und die Medikamente war für Münis Familie sehr schwer aufzubringen. Die Medikamente schlugen nicht an und ihr ging es immer schlechter. Am nächsten Wochenende fand in Ulu das 22. medical Camp von FOUSA statt zudem über 200 Patienten kamen. So auch Müni. Schon nach einem kurzen Gespräch und gezielter Untersuchung stellte der ehrenamtlich mitarbeitende Arzt fest, dass Müni typische Anzeichen von Lungenentzündung hat was der Arzt in Nairobi nicht feststellte. Sie bekam Antbiotika gespritzt und Medikamente gegen Lungenentzündung, die sie diesmal nicht bezahlen mußte und die halfen.

Frau Koitei und ihre kranken Kinder

Frau Koitei kam mit ihrem Sohn und ihrer kleinen Tochter zum medical Camp über acht Kilometer aus dem Massailand gelaufen. Dies, obwohl alle drei sehr krank und völlig unterernährt waren. Da ihr Mann sie verlassen hat, sie aber auch keine Arbeit hat, könnte sie nicht das Geld für eine Bahandlung im Krankenhaus aufbringen, ja nichtmal für die Fahrt dorthin. So war es für sie sehr hilfreich, dass in den Schulräumen in Ulu ein kostenloses medical Camp von FOUSA stattfand. Der Arzt, der sie untersuchte, stellte bei ihr Malaria fest. Bei ihrem Sohn wurde eine schwere Hautinfektion diagnostiziert, bei ihrer kleinen Tochter Lungenentzündung. Zudem waren alle drei völlig mangel- und unterernährt. Sie bekamen Medikamente gegen die Krankheiten und Vitamintabletten. Allen dreien geht es jetzt schon wesentlich besser. Sie werden wieder gesund werden.

Frederic: Ein Leben für 3 Euro!

Eines Nachts wurde Frederic in das Krankenhaus in Nairobi gebracht. Frederic ist ein 16-jäh­riger Junge mit einer traurigen Ge­schichte: seine Eltern starben, als er noch ein kleiner Junge war. Danach lebte er bei einem Onkel, der ihn immer wieder misshandelte. Seine große Schwester brachte ihn nach Nairobi in ein staatliches Kinderheim. Doch auch dort geht es ihm nicht viel besser: Er und die anderen Kinder werden geschlagen, bekommen kaum etwas zu essen, müssen dreckiges Wasser trinken.
 kenia 2004 597Es dauerte nicht lange, bis Frederic schwer erkrankt. Hohes Fieber und schwersten Durchfall bringen seinen Körper zum Zusam­menbruch. Freunde bringen ihn schließlich völlig ausgetrocknet und mit 41 Grad Fieber in das staatliche Krankenhaus. Diagnose: Typhus.
 Vermutlich nur noch wenige Stun­den trennen den 16-Jährigen von seinem Tod. Ein Antibiotikum, welches weniger als drei Euro kostet, könnte sein Leben retten. Doch dies ist für ihn als Heimkind unerschwinglich. So dämmert er im Fieberdelierium seinem Tod entgegen.
Weder das Kinderheim, noch das staatliche Krankenhaus wollten oder konnten ihm helfen, sein Leben für lächerliche drei Euro zu retten. Als wir von dem Schicksal des Buben hört, handeln wir sofort. Wir gehen zur Apotheke, kaufen das Antibiotikum und behandeln Frederic damit. Und das Leben des Jungen wird gerettet! Jeden Tag der folgenden Woche konnten wir in das Gesicht eines strahlenden, dankbaren Jungen schauen, bis er schließlich völlig genesen das Krankenhaus wieder verlassen konnte.